Karl Trautmann Preis 2022
Karl Trautmann-Kunstpreis 2022 unter dem Motto
"Grenzen in Raum und Zeit"
Was bedeutet eine räumliche Grenze?
Welche Grenzen hebt die Globalisierung auf? Wozu gab es eine Mauer zwischen West- und Ostdeutschland? Was hat sie bewirkt, bewahrt, gelehrt?
Was bedeutet eine zeitliche Grenze?
Zeit lässt sich nicht zurückholen. Lebenszeit ist begrenzt.
Welche Gefühle lösen räumliche und zeitliche Grenzen oder Grenzenlosigkeit aus?
Mit der Ausschreibung des Karl Trautmann-Kunstpreises 2022 „Grenzen in Raum und
Zeit“ würdigt die Kester-Haeusler-Stiftung zum zweiten Mal ein Künstlerleben, das auf eine
Lebenszeit von 1901 bis 1978 begrenzt war.
Eine weitere Begrenzung bestand darin, dass sich Karl Trautmann schon seit jungen Jahren auf Fürstenfeldbruck begrenzte, seinen ‚Lebensraum‘.
„Lebensräume“ war auch das Motto des 2011 ausgeschriebenen Karl Trautmann-Kunstpreises.
Das aktuelle Motto des Kunstpreises 2022 „Grenzen in Raum und Zeit“ könnte inhaltlich daran anschließen.
Wie enge räumliche Grenzen der damaligen Kleinstadt auch weite Perspektiven versammelten, veranschaulicht der vielleicht fälschlicherweise als Regionalkünstler eingeordnete Karl Trautmann in besonderer Weise: einerseits mit seinem impressionistischen Malstil als Vertreter protagonistischer Strömungen der Klassischen Moderne und andererseits mit seinen vielfältigen Stadtansichten des damals als „Bruck“ benannten Ortes.
Eine innige und familiäre Freundschaft verband den Junggesellen Trautmann mit der weitverzweigten, ortsansässigen Familie Haeusler. Mit den späteren Stifterinnen, den Schwestern Mirjam und Gabriele Haeusler, überwand er den Lebensraum Fürstenfeldbruck und reiste regelmäßig in den Süden, wo seine wärmenden Sonnenbilder entstanden. Der Stil Karl Trautmanns variiert zwischen Impressionismus, Pointillismus, Naturalismus. Es ist ein breit gefächertes Oeuvre von Gemälden, graphischen Arbeiten sowie glasierten Töpferarbeiten, das der Künstler hinterlassen hat und das nun im Besitz der Kester-Haeusler-Stiftung ist.
Was macht einen Künstler über Grenzen hinweg bekannt?
Hat sich der menschenscheue, zurückgezogen lebende Karl Trautmann bewusst räumliche Grenzen gesetzt?
Was bewegt KünstlerInnen, stilistische Grenzen zu überschreiten?
Warum wählt ein Künstler regionale Motive aus? Was trägt gleichzeitig zu einer Stil-Expansion bei?
Das Motto des Kunstpreises 2022 soll zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Grenzen anregen – unter Bezugnahme zu Karl Trautmanns Werk oder seiner Biografie.
Die abschließende Ausstellung macht sowohl diese Auseinandersetzung sowie auch das Oeuvre Karl Trautmanns einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Auswahlverfahren
Das Motto der diesjährigen Ausschreibung des Karl Trautmann-Preises durch die Kester-Haeusler- Stiftung sollte die Künstler dazu anregen, sich mit Beschränkungen auseinanderzusetzen, und mit deren Überschreitung. Dabei war eine Bezugnahme auf den Namenspatron des Preises erwünscht.
Eingeladen waren ausschließlich Künstler*innen der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck, deren Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender Trautmann war. Die Jury wählte zwei gleichrangige Preisträger aus, die sich in herausragender, jedoch sehr unterschiedlicher Weise dem Thema gewidmet haben: Der eine Künstler entwickelt sein Werk in direktem Dialog mit den historischen und den örtlichen Gegebenheiten, während die andere eine radikal zeitgenössische Interpretation wagt.
Ein wundervoll vieldeutiges Spiel treibt Friedo Niepmann mit seinem Wendebild »Gerhard Gerstberger im bunten Hemd«. Es zeigt den Künstlerkollegen und Nachfolger Trautmanns als Vorsitzenden der Künstlervereinigung auf der Veranda der Villa der Kester-Haeusler-Stiftung neben einem Selbstporträt von Karl Trautmann und einem bemalten Stück der Berliner Grenzmauer, das im Garten des Anwesens steht. Das Werk fängt einen jener seltenen, glücklichen Momente ein, an denen politische, zeitliche und persönliche Grenzen mühelos überschritten werden. Selbst die Barriere zwischen Betrachter und Bildinhalt kommt zu Fall: Die beiden älteren Inspirationsgeber können durch Drehen des Bildträgers auf die Rückseite befördert werden. Zum Vorschein kommt nun ein Spiegel, der uns selbst ins Verhältnis zu dem Bildgeschehen setzt.
Lena Keller löst sich in ihrem großformatigen Ölgemälde »Fading Sight« von historischen und örtlichen Determinanten. Sie beschäftigt sich mit den Grenzen und Möglichkeiten einer medienbasierten Weltsicht. Als weit vergrößertes Abbild eines Handyfotos zeigt sich die Landschaft in zweifacher Verdünnung. Blicken wir mittels einer Drohne auf einen Wald oder mit unseren natürlichen Augen auf eine Wiese? Keller lässt die Wirklichkeit im diesigen Licht ihres hauchdünnen Farbauftrags verschwimmen. Wir können diese Sichtweise als Verlust an Naturerleben bedauern – oder als Hinzugewinn an Offenheit feiern. Das in höchster Präzision auf die Leinwand gebrachte Gemälde lädt dazu ein, es mit eigenen Erinnerungen aufzuladen, etwa an den Duft eines morgendlichen Herbstspazierganges durch die Amperauen.
Gleich zwei Künstler erhalten Trautmann- Kunstpreis
Karl Trautmann-Kunstpreis 2022 für Lena Keller und Friedo Niepmann
Wettstreit auf den Spuren des großen Malers
Die Kester-Haeusler-Stiftung vergibt den zweiten Karl-Trautmann-Kunstpreis Bericht im FFB Tagblatt vom 22.12.21
Grenzen in Raum und Zeit
Zum zweiten Mal wurde der Karl-Trautmann-Preis vergeben. Bericht SZ FFB vom 06.05.22